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Schutzkonstruktionen – Begriffsbestimmung und Fallbeispiele

Autoren:
Kornelius Götz

Folie – Schutzdach – Schutzbau Bildurheberrechte: Kornelius Götz BRB 2017

 

Begriffsbestimmung

Für die Typologie der Schutzkonstruktionen in Industriedenkmalen lassen sich vier Kategorien unterscheiden:

  1. Temporäre Schutzabdeckung aus Folie
    direkte Umhüllung des Objekts mittels Kunststofffolie mit Windsicherung und ohne freitragende Stützkonstruktion.
  2. Integrierte Schutzabdeckung aus Blech
    teilweise Abdeckung eines Objektes mit Stahlblech, das Blech ist fest mit dem Objekt verbunden.
  3. Schutzdach
    freitragende Dachkonstruktion über einem Objekt ohne Seitenwände aber mit Schlagregenschutz.
  4. Schutzbau
    vollständige Überbauung eines Objekts mit Dach und Seitenwänden.

Temporäre Schutzabdeckung aus Folie

  • pro: Notmaßnahme;
  • contra: Schutzfunktion nur teilweise erfüllt.

Schutzplane für eine Bergbaulokomotive.

Integrierte Schutzabdeckung aus Blech

  • pro: weitgehend unsichtbar, Schutzfunktion nur für den zu schützenden Innenraum erfüllt;
  • contra: Verwechslung mit Bestand möglich, Ausführung nur bei bestimmten Objekten möglich.

Integrierte Schutzabdeckung aus Blech mit Innenablauf .

Neubau als Imitat

  • pro: Schutzfunktion weitgehend erfüllt;
  • contra: Verwechslung mit Bestandsgebäude möglich.

Schutzdach

Schutzdach als Zubau

  • pro: Schutzfunktion sehr gut erfüllt (wegen Schlagregenschutz durch Dachüberstand und teilweise geschlossener Seitenwand;
  • contra: Ästhetik nachrangig, zu schützendes Objekt geht bei Fernbetrachtung unter.

Integriertes Schutzdach mit neuer Nutzfunktion (Solarpaneele)

  • pro:  weitgehend unsichtbar, Schutzfunktion für Innenraum erfüllt;
  • contra: Ausführung nur bei bestimmten Objekten möglich.

Gasometer Moringen

Abstrahierendes Schutzdach

  • pro:  Schutzfunktion sehr gut erfüllt, Gestaltung als eigenständiges Element klar vom Bestand und Kontext unterschieden, der Bezug zur (historischen) Form wird bewusst hergestellt;
  • contra: Kosten.

Schutzdach über der erdebengeschädigten Kirche San Pietro al Forte in Osoppo nahe Udine. Die Form soll an das zerstörte barocke Tonnengewölbe erinnern. (Quelle: Xantener Berichte Band 19, Seite 388, Beitrag von Franz Glaser, Schutzbauten im Ostalpenraum, Abbildung hier.

Schutzdächer über archäologischen Stätten

  • pro: Schutzfunktion sehr gut erfüllt, Gestaltung als eigenständiges Element klar vom Bestand und Kontext unterschieden, der Bezug zur Grabungssituation (Zelt als temporärer Wetterschutz) wird bewusst hergestellt;
  • contra: Kosten.

Schutzdach St. Antony Hütte Oberhausen – „die minimalistische Form des Daches erinnert an temporären Wetterschutz aus Zelttuch“ (Quelle: Xantener Berichte Band 19, Seite 348/349, Beitrag von Helmut Luley, Der industriearchäologische Park Oberhausen. Konservierung – Präsentation – Schutzbau).

Das Schutzdach aus feuerverzinkten Stahlblechschindeln erhielt mehrere Architekturpreise.

Schutzdach mit eigenem Gestaltungsanspruch

  • pro:  Schutzfunktion sehr gut erfüllt, Gestaltung als eigenständiges Element klar vom Bestand und Kontext unterschieden, Respektierung des Bestands;
  • contra: Kosten.

Wandelbares Schutzdach der Gießhalle von Hochofen 1 im Landschaftspark Du-isburg-Nord, Übersicht.

Die Wellenform des ausfahrbaren Schutzdaches ergibt sich aus der Vorgabe, dass die querverlaufende Rohrbrücke als wichtiger Bestandteil der Anlage nicht demontiert werden sollte.

Abstrakter Schutzbau

  • pro:  Schutzfunktion sehr gut erfüllt;
  • contra: moderne Ästhetik dominiert über das zu schützende Objekt; Innenraumklima kann zu Kondenswasserbildung führen.

Schutzbau in Glas / Beton um eine translozierte Lokomobile.

Schutzbau aus Glas um eine Dampfturbine.